100 Jahre LKG Regensburg - Die Geschichte

1923 - 2. Weltkrieg

Die Gemeinschaftsarbeit in Regensburg begann schon lange vor der Vereinsgründung im Jahr 1923. In der Bäckerei Blank, Hallergasse 101, fanden schon 1910 Bibelstunden statt, die von Predigern oder Laienbrüdern aus Nürnberg durchgeführt wurden. Sonntagnachmittag um 15 Uhr. Die Gemeinschaft in Regensburg bekannte sich damals zu den Landgemeinden des Nürnberger Kreises, der sich später zusammen mit dem Hofer und Ansbacher Kreis zum Landeskirchlichen Gemeinschaftsverband in Bayern e.V. formierte.

Kurz nach dem Krieg im August 1918 wird von Nürnberg aus ein ehemaliger CVJM-Sekretär, Herr Brunner, nach Regensburg als Gemeinschaftspfleger berufen. Er hielt auch Bibelstunden beim Christlichen Bäckerverband in und außerhalb von Regensburg. Eine lebendige Jugendarbeit entstand.

Reinhard Teubner (Bild unten), ein Musiker (Oboe und Horn) im Stadttheater Regensburg gründete 1921 mit dem Jugendkreis der LKG einen Posaunenchor.  In einem Zeitungsartikel zu seinem 80. Geburtstag (1984) wird er als „Vater des Regensburger Posaunenchors“ tituliert.

Laut Gründungssatzung von 1923 ist die LKG ein Verein innerhalb der evangelischen Landeskirche und hat den Zweck Evangelisation und Gemeinschaftspflege zu betreiben, christliche Schriften zu verteilen, diakonisch tätig zu sein und die Ausbreitung des Reiches Gottes nach Kräften zu fördern. Dies soll erreicht werden durch regelmäßige Versammlungen zur Betrachtung und Besprechung biblischer Abschnitte, Verteilung christlicher Bücher, christlicher Gesang und Musik, gegenseitige Hilfeleistung, öffentliche Vorträge, Konferenzen und Jugendpflege. Die Gemeinschaftsarbeit hat sich seit den Anfängen im Kern also nur wenig verändert (vgl. aktuelle Vision der LKG Regensburg auf der Homepage).

1931 wird Bruder Fritz Köhner als Gemeinschaftspfleger für Regensburg und Weiden vom damaligen Nürnberger Gemeinschaftsverband und später von der LKG Regensburg angestellt. Die Jugendgruppe schloss sich zum Kummer der leitenden Gemeinschaftsleute 1931 dem EC-Verband an und machte sich damit von der Gemeinschaftsarbeit unabhängig. Daraufhin gründete Fritz Köhner eine Jugendarbeit, die sich im VG (Vereinigte Gemeinschaftsverbände Ansbach-Nürnberg-Hof) organisierte. Um sich dem staatlichen Druck zu entziehen, die Jugendgruppe in die Hitlerjugend zu integrieren, musste 1936 die VG-Jugendarbeit wieder aufgelöst und als freie Jugendarbeit weitergeführt werden. Bis zum Kriegsbeginn leitete Fritz Köhner diesen rührigen Jugendkreis.

Da Fritz Köhner gehbehindert war, musste er nicht in den Krieg und konnte die Gemeinschaftsarbeit im Untergrund weiterführen. Die Jugendarbeit kam aber auch in Regensburg ganz zum Erliegen.

Hans Gräf - Mitbegründer der LKG Regensburg
Reihard Teubner
Jugendgruppe der LKG Regensburg 1925

Nachkriegsjahre bis in die 70iger

Nach dem zweiten Weltkrieg begannen im Jahr 1945 wieder die öffentlichen Veranstaltungen. Viele Flüchtlinge, vor allem aus Ostpreußen traten der LKG bei. Damals zählte die Gemeinschaft 34 Mitglieder.

1948 wurde der Jugendbund wieder neu ins Leben gerufen, ebenso ein gemischter Chor und ein Gitarrenchor. Eine besondere Rolle bei der Neubelebung der Gemeinschaftsarbeit, insbesondere der Jugendgruppe und des Gitarrenchors, spielte das Ehepaar Sandeck. Als Flüchtlinge aus Königsberg fanden sie in Regensburg eine neue Heimat. Sie hatten ein offenes Haus und offene Hände. Der Bäckermeister Arthur Sandeck konnte in der Ostengasse (Gichtlgasse 1) eine Bäckerei mit Café übernehmen. Der Jugendkreis traf sich auf Initiative von Edith Sandeck in dem Café, das abends für Kundschaft geschlossen war. Was übrig blieb von Kuchen oder auch Eis, konnten die jungen Leute genießen.  Die 90-jährige
Gerdi Hilf erzählt: „Wenn sich die Jugend am Sonntagnachmittag an einem See traf, fuhr ab und an Herr Sandeck mit seinem Bäckerauto vor und brachte Kaffee und Kuchen mit.“

Auch die 1952 gegründete Mädchenjungschar traf sich im Café Sandeck. Als evangelistische Aktion an mehreren Tagen im Jahr 1964 wurde zu „Café-Gesprächen“ eingeladen. Die „Café-Arbeit“ konnte über 30 Jahre bis zur Pensionierung des Ehepaares Sandeck fortgeführt werden.

Von 1949 bis 1958 lebte die Jugend– und Gemeinschaftsarbeit von ehrenamtlichem Engagement. Als hauptamtliche Prediger wurden 1958 Herbert Sawatzki, 1967 Günter Haupt und von 1970 bis 1975 Artur Meneikis angestellt.

 

Einmal in der Woche fand die sogenannte Bibelstunde statt, am Sonntag war Gemeinschaftsstunde. Verschiedene Räume an unterschiedlichen Orten in Regensburg wurden dafür genutzt:  in der  Gesandtenstraße 11, am Peterstor 2, ab 1953 im „ersten“ Keplerbau, nach dem Abriss des Keplerbaus im evangelischen Dekanat in der Pfarrergasse, dann im „zweiten“ Keplerbau am Ernst-Reuter-Platz (heute: neuer Busbahnhof).

1958 wurde der eigene Regensburger Verein aufgelöst. Die Gemeinschaft schloss sich dem Landeskirchlichen Gemeinschaftsverband in Bayern e.V. an. In ihm sind alle Gemeinschaftsbezirke der Oberpfalz, Oberbayerns und Frankens zusammengeschlossen. Die Geschäftsstelle befindet sich in Puschendorf bei Fürth.  

Jugendgruppe 1960, Edith Sandeck (hintere Reihe ganz links), Arthur Sandeck (hintere Reihe ganz rechts)
Das Haus, Gichtlgasse 1, in dem das ehemalige Café Sandeck beheimatet war.

70iger Jahre bis heute

Über 30 Jahre lang lud die LKG Regensburg zu den Gemeinschaftsstunden oder Gottesdiensten in den Saal des Keplerareals am Ernst-Reuter-Platz ein. Frauenfrühstückstreffen, Frauengebetskreis und verschiedene andere Veranstaltungen fanden dort statt. Seit 2018 ist die LKG Regensburg mit ihren Abendgottesdiensten und anderen Veranstaltungen zu Gast in der modernen Kirche Maria Magdalena in Burgweinting. Als Nebenräume für Kleingruppen, Mitarbeiterkreise und Sonderveranstaltungen wird seit 2017 ein angemieteter Raum im Studentenwohnheim am Campus genutzt.

Von 1976 bis 1985 hatte die LKG Regensburg keinen hauptamtlichen Prediger vor Ort. So wurden die Gemeinschaftsstunden und Gottesdienste überwiegend von Laienpredigern und Pfarrern aus Regensburg und dem Dekanatsbezirk gehalten. Bis heute besteht die Gemeinschaftsarbeit vor allem aus engagierten Frauen und Männern, denen es ein Herzensanliegen ist, den Glauben an Jesus Christus zu leben und weiterzugeben. Dies geschieht ebenso in Zusammenarbeit mit den hauptamtlich Mitarbeitenden.

In der Zeit von 1985 bis 1995 hatte Arthur Meneikis zum zweiten Mal die Predigerstelle in Regensburg inne. Zusammen mit seiner Frau Karin entwickelte sich die Gemeinschaftsarbeit, insbesondere die Jugendgruppe. Er initiierte mehrere evangelistische Großveranstaltungen (im Zelt 1987 und 1990, auch schon 1973).
Im Mai 1989 ging endlich ein lang ersehntes Gebetsanliegen in Erfüllung: Die LKG konnte in der Fürnrohrstraße 31 eine Doppelhaushälfte als Wohnung für die Predigerfamilie mit einem kleinen Jugendraum kaufen. So war die leidige Wohnungsfrage beim Predigerwechsel gelöst. Bis heute wohnen die Hauptamtlichen mit ihren Familien in diesem Haus, in dem auch viele Leitungssitzungen, Kindergruppen und Hauskreise Heimat gefunden haben.

Unter dem nachfolgenden Prediger Christoph Bahr mit seiner Frau Brigitte (1995-2012) konnte eine Arbeit mit Kindern ganz in der Nähe, am Theodor-Heuss-Platz, durchgeführt werden. In Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden wurde das Regensburger Frauenfrühstück weitergeführt, das sich schon seit 1989 bis heute zweimal im Jahr großer Beliebtheit erfreut.

Nach einer zweijährigen Vakanzzeit begann 2014 Prediger Rainer Hübner seinen Dienst. Seitdem ist die Gemeinschaftsarbeit — der schnelllebigen Zeit entsprechend — von vielen Veränderungen geprägt: Einrichtung des Raumes im Studentenwohnheim, Studentencafé in Zusammenarbeit mit der SMD, Start der 60-Plus-Gruppe, Gottesdienstumzug nach Burgweinting, Coronazeit mit Digitalisierung (ZOOM und Streaming), wachsende Gottesdienstbesucherzahlen mit regelmäßigen Kindergottesdiensten, Teenkreis und Pfadfinderarbeit in Zusammenarbeit mit dem CVJM Regensburg.

Wir danken Gott für jeden, der durch die 100-jährige Geschichte mit der LKG in Regensburg ermutigt wurde, sein Vertrauen auf Jesus Christus zu setzen, durch Gottes Wort und Geist verändert wurde und neue Hoffnung gefunden hat.